Zwangsstörungen: Psychiatrie und Pharmaindustrie suchen die Ursachen in Defekten – ein Denkfehler

Zur Entstehung von Zwängen, Zwangsgedanken, Zwangshandlungen und Zwangsstörungen gibt es – je nach Therapierichtung – unterschiedliche Ansichten. Zwangsstörung – schon diese Beschreibung ist eine massive und folgenschwere Intervention. ICD10 und DSMV sind defekt-basierte, krankheitsorientierte Konzepte.

  • Westliche Gesundheitssysteme sind überwiegend Krankheitssysteme, nicht Gesundheitssysteme
  • Im Salutogenese-Konzept betrachten wir, was zur Gesundheit führt
  • In einem Pathogenese-Konzept ist die Entstehung von Zwangsstörungen geradezu vorprogrammiert, weil alles darauf abzielt, vermeintliche Defekte zu finden. In der Infografik finden Sie mehr zur Entstehung von Zwängen (bzw. dem, was mit Zwang bezeichnet wird)
  • Zwangsstörung: Ursachen verstehen, Hintergründe verstehen und Umgang mit Gedanken lernen, hier liegt der Schlüssel zur Veränderung

Was lässt Zwänge entstehen?

Warum wird auf dieser Website grundsätzlich in Frage gestellt, dass es Zwänge gibt?

Zwänge entstehen nicht dadurch, dass jemand eines Tages aufwacht und einen Zwang „hat“ – wie man ein Zeitungsabonnement oder einen Wellensittich hat. Die Entstehung von Zwängen bzw. des Phänomens, das für einen Zwang gehalten wird, ist relativ trivial nachzuvollziehen:

  • Jemand beobachtet bei sich einen Gedanken
  • Er wünscht sich den Gedanken weg
  • Der Gedanke taucht immer wieder auf
  • Das innere Drängen, den Gedanken zu unterdrücken, nimmt zu
  • Der Gedanke erhält durch die Absicht, ihn nicht zu denken, mehr Bedeutung – und wird immer deutlicher sichtbar
  • Der Gang zum Psychotherapeuten führt zur Verabredung zu einem gemeinsamen Ziel: diesen Gedanken gemeinsam im Rahmen einer Therapie (25 Sitzungen und mehr) zu bekämpfen
  • Wenn die Person Pech hat, kommen zum Ursprungsgedanken weitere belastende Gedanken – und es setzt der Versuch ein, den Gedanken durch rituelle Handlungen z. B. in Verbindung mit Ordnung und Symmetrie zu bringen.
  • Die meisten Entwicklungen sogenannter Zwänge ähneln einander.

Die Antwort auf die Frage, was Zwänge entstehen lässt:

Die Idee, man könnte durch rationales Überlegen und Willenskraft die unwillkürlich laufenden Prozesse im Stamm- und Mittelhirn bezwingen, führt zu kontraproduktivem Aktionismus. Es ergibt sich das Bild eines Zwanges, doch es handelt sich um einen Trugschluss. Das Phänomen des Zwanges wird durch den grundlegend falschen Umgang mit Gedanken überhaupt erst ausgelöst.

Sehen Sie sich hierzu die Infografik zur Entstehung von Zwängen an.

Infografik: Entstehung von Zwängen wie Waschzwang, Kontrollzwang, Symmetriezwang, Putzzwang, Ordnungszwang, Zählzwang

Infografik Entstehung Zwang

Infografik – wie entsteht ein sogenannter Zwang – Zwänge und ihre Ursachen verstehen (ICD-10 F 42)

Zwänge und ihre Ursachen: eine Defizit-Theorie jagt die andere, aber das alles hilft den Betroffenen nicht

Die Ursachen von Zwangserkrankungen sind nicht ausreichend erforscht – und sie werden es auch nie sein. Das ist sicher. Ab hier beginnt die große Unsicherheit, die zur Verunsicherung von Patienten führt:

  • Anhänger der Verhaltenstherapie – sie präsentieren sich auf der Internetseite zwaenge.de – mutmaßen über genetische Veranlagungen und sogar über angeblich unterschiedliche Gehirnfunktionen (!) im Vergleich zu nicht von Zwängen betroffenen Menschen. Therapeuten auf zwaenge.de bezeichnen Nervenzellen im Gehirn tatsächlich als „unermüdliche kleine Helfer“ – wobei offen bleibt, wem die Zellen wobei helfen sollen. Ähnlich trivial setzt sich der Text dort fort: zwaenge.de/diagnose/zwangsstoerung_ursachen.htm
  • Die Apotheken-Umschau vermutet, dass Hirnbotenstoffe, Erbanlagen und Psychologische Ursachen bei Zwangsstörungen eine Rolle spielen. Sie zitiert auch die klassische Konditionierung, bei der ein vermeintlich neutraler Reiz (Schmutz, der ist natürlich nicht neutral) mit Angst und Anspannung verbunden sei : apotheken-umschau.de/Psyche/Zwangsstoerungen-Ursachen-57724_3.html
  • Neurologen und Psychiater im Netz beschreiben eine genetische Vorbelastung, hirnorganische/neurobiologische Faktoren und psychologische Erklärungsmodelle, darunter das kognitive Modell, beim Deutungsversuch der Ursache von Zwangserkrankungen: neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/zwangserkrankungen/ursachen/
  • Vertreter der Pharma-Industrie wiederum beschreiben lediglich einen Teufelskreis aus Zwangshandlung und Zwangsgedanken, der sich aus dem Aufdrängen und dem vergeblichen Abwehren der angst.hexal.de/angstformen/zwangsstoerungen/ursachen/
  • Zwang als geschlossenes System

    Einen Zwang kann man sich als geschlossenes System vorstellen – das sich gut öffnen lässt

Der Schlüssel zum Auflösen eines Zwanges liegt in der Nutzung seiner Funktionsziele

Wie nun – das müssen Sie mal erklären, höre ich Sie das sagen? Mit einem als zwangsgestört oder zwangskrank abgestempelten Menschen kann man ausgezeichnet arbeiten, sobald man sich gemeinsam mit ihm für die Anliegen und Ziele des Klienten einsetzt, die sonst über die Ersatzfunktion der Zwangshandlung erreicht werden soll.

  • Nehmen wir das Streben nach Ordnung und Sicherheit sowie alle Unterordnungen, die mit diesen Hauptanliegen verbunden sind.
  • Jedes Anliegen verdient zu 100 % Beachtung und Zuwendung, freilich mit einer Zielsetzung verbunden, die dem Menschen dient – und nicht umgekehrt.
  • In der Situation, in der ein Mensch leidvoll erlebt, einem Zwang ausgesetzt zu sein, dient der Mensch der Funktion, z. B. „Ich muss Sicherheit durch Aktion X herstellen“
  • In der veränderten Situation erlebt die Person, dass die gewonnene Sicherheit der Person dient, z. B. „Ich genieße das Maß an Sicherheit, das ich haben kann (während es natürlich auch Risiken gibt).“

Lesen Sie hier, wie schnell sich der Salutogenese-Ansatz in Verbindung mit einem einfachen Konzept vom vermeintlichen Zwang auswirken kann.

Zwangsstörung Ursachen verstehen – es wird außerdem gesucht:

Zwänge selbst besiegen

Zwangsgedanken loswerden

Waschzwang Ursachen

Salutogenese Definition